Stefanie Becker, Adelaida Cue Bär, Karl-Heinz Maukel, Anja Scheffler-Rehse
Kuratiert von Peter Heidenwag und Corinna Koch
Eröffnung
17. Mai 2013, 18Uhr · 18.5. – 07.09.2013
Führungen nach Absprache mit dem museumspädagogischen Dienst, +32 4 222 32 95, info@madmusee.be
Gesprächsrunde 06.09.2013, 14 Uhr in Anwesenheit von Peter Heidenwag und Corinna Koch
Die Galerie der Villa und
Mehr als zu viel
(Mazv) wurden vom MADmusée eingeladen. PLUS QUE TROP macht auf die
Besonderheiten des bestehenden Baus des Madmusée, dessen Lage und damit
auf seine urbane Qualität aufmerksam, greift diese auf und erweitert sie
zugleich.
Die beteiligten Künstler erstellen dazu neue Werke vor Ort.
Mehr als zu viel (Mazv) wurde 2010 ins Leben gerufen. Es handelt
sich dabei um einen Zusammenschluss von Künstlern und Vermittlern
unterschiedlicher Richtungen, die sich ursprünglich in der Galerie der
Villa formiert haben. Plus Que Trop ist die dritte und nun erstmals im
Ausland stattfindende Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit den
Künstlern der GdV entwickelt wurde. Die Ausstellung ist ein dialogisches
Experiment, das unterschiedliche Wahrnehmungen der Architektur und dem
Umfeld des Madmusée entstehen lässt. Die vor Ort entstandenen
Außeninstallationen von Anja Scheffler-Reese und Karl-Heinz Maukel
erweitern die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit auf die besondere
Architektur des Museums. Im Inneren des Hauses führen Stefanie Becker
und Adelaida Cue Bär gemeinsam mit Anja Scheffler-Reese und Karl-Heinz
Maukel diesen Dialog fort.
Adelaida Cue Bär
Das wesentliche Medium in Adelaida Cue Bär’s (*1976 in Madrid, lebt
in Hamburg) künstlerischen Arbeiten ist die Gestaltung und Produktion
von Objekten und Rauminstallationen aus Stoffen und anderen schmückenden
Materialien. Im Madmusée präsentiert die Künstlerin unter anderem einen
Raum gestaltenden Paravent, der aus farbigen, seidenen Lurexstoffen
besteht und auf den ersten Blick durch die gekonnte Drapierung und
Faltenlegung der plissierten Stoffe sowie durch ihre feinen Farbnuancen
als abstrakte Malerei erscheint. Ihre Materialien und Produktionsorte
findet Cue Bär nicht zufällig, denn neben ihrer künstlerischen Arbeit
ist sie mittlerweile auch eine gefragte Gestalterin und Stylistin für
Mode, Fotografie und Theater.
Stefanie Becker
Ein Bild ruht nicht in sich und fordert zum sehenden Sehen auf, das
nur in der Kombinatorik durch den bestechenden Vergleich und die
subjektive Übertragung bzw. durch die von Bildern erzeugte persönliche
Faszination entsteht. Dieser Zusammenhang ist einerseits nah an der
historischen Bedeutungsanalyse, wie sie Aby Warburg mit seinem
Mnemosyne-Bilderatlas wegweisend praktiziert hat, und andererseits weit
von diesem entfernt, weil Stefanie Becker (*1973 in Münster, lebt in
Hamburg) eine andere Fragestellung verfolgt. Ihr formales Gerüst der
Bilder und die Anordnung des Tableaus mit den Bestandteilen Komposition,
Bildaufbau, Farbigkeit, Ikonik, Kontrast, Format, Wandfläche zielt
nicht auf die historische Erforschung des kollektiven Unbewussten,
sondern sorgt für Kreativität durch Vermeidung. Becker interessieren die
fehlenden Anschlüsse zwischen den Bildern, die nicht mitgeliefert
werden. Dadurch bleibt dem Betrachter überlassen diese herzustellen und
die kalkuliert und rhythmisch gehängte Bildergruppierung für sich
aufzuräumen.
Die auf die Fenster des Restaurants des Madmusée aufgebrachten
Fotos von Stefanie Becker, verbinden zusätzlich das Außengeschehen mit
dem des Inneren.
Karl-Heinz Maukel
Karl-Heinz Maukels (*1959 in Hamburg, lebt in Hamburg)
künstlerische Praxis ist wie eine systemische Betrachtung der Welt, der
Kunst innerhalb ihres Systems und der Gesellschaft. Die Konfrontation
und Integration der eigenen Vernetzungen und Verknüpfungen innerhalb der
politischen und medialen Welt, ist ihm dabei ein großes Anliegen. Die
kontinuierliche Betrachtung dieser Einflüsse in seine künstlerische
Arbeit vertieft sein Wissen und Verständnis zu den komplexen
Konstellationen und Beziehungen, die er mit seinen Arbeiten
visualisiert.
Die Außeninstallation auf dem Dach des Museums, hebt nicht nur die
besondere Architektur des Hauses hervor, sondern fordert die Betrachter
auf, sich auf seine Gedankenwelt einzulassen und vielleicht auch eigene
Verbindungen herzustellen.
Anja Scheffler-Reese
Am Umgang mit dem Abfall lasse sich der Stand einer Zivilisation ablesen, meinte der französische Publizist Jacques Lacan.
Alte Schallplatten zusammengesetzt mit einer asiatischen Figur
aufgebracht auf einer großen Holzplatte, ein alter Gartenstuhl,
Kinderspielzeug, etc. hängen derzeit an der Außenwand des Madmusée. Mit
dieser Installation öffnet Anja Scheffler Reese (*1961 in Hamburg, lebt
in Hamburg) ihre Kunst dem unberechenbaren Einfluss durch Dritte. Es
handelt sich um gesammelte, gefundene und geschenkte Dinge, die
Scheffler-Reese umwertet und damit am „Leben“ erhält. Die „kritische
Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhältnissen“ der
Überproduktion und deren Werten, der sorgsame Umgang mit vorhandenen und
gebrauchten Ressourcen spielt für sie eine große Rolle. Wie gehen
Gesellschaften und der Einzelne mit gebrauchten und ausrangierten Dingen
um? Was empfinden wir bereits als Müll? Wie ändern sich Wertigkeiten?
Im Ausstellungsraum des Museums sind weitere Arbeiten der
Künstlerin zu sehen. Sie geben einen Einblick in die Vielseitigkeit des
Werkes von Anja Scheffler Reese.
Öffnungszeiten
Do – Fr 10 – 17 Uhr, Sa 14 – 17 Uhr
geschlossen Dienstags und an Feiertagen